• Franz-Xaver Hiestand SJ, Leiter der katholischen Hochschulgemeinde in Zürich
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Blick aus der Schweiz

Am Sonntag stehen Bundestagswahlen an. Was denken Jesuiten anderer Länder aus unserer Jesuitenprovinz über die Wahl? Was sind ihre Erwartungen für die Zukunft, was für eine Rolle soll Deutschland spielen?  Wir haben Pater Franz-Xaver Hiestand SJ aus Zürich gefragt:

Unsere Kommunität ist vergleichsweise hochpolitisiert. Ein Mitbruder sitzt täglich nicht nur vor der Schweizer «Tagesschau», sondern informiert sich auch mit Hilfe der deutschen Nachrichtensendungen und TV-Diskussionen. Ein zweiter wird oft über Telefon nach seinen Einschätzungen aktueller deutscher Stimmungen und politischer Entwicklungen befragt. So kommt an unserem Mittagstisch, wo sich alle sieben Mitbrüder im Alter zwischen 44 und 94 Jahren täglich treffen, vieles zusammen. Wir wissen, dass die Deutschen Ende September ein neues Parlament wählen. Wir haben zur Kenntnis genommen, dass unabhängig vom Ergebnis eine politische Zäsur ansteht, weil die bisherige Kanzlerin Angela Merkel nicht mehr antreten wird.

Natürlich sind unsere freundschaftlichen Beziehungen zu Deutschland, seinen Bewohnerinnen und Mitbrüdern vielfältig. Natürlich ist Deutschland der wichtigste Handelspartner der Schweiz, etwa ein Fünftel der Schweizer Exporte gehen nach Deutschland, etwa ein Drittel der Schweizer Importe stammen aus Deutschland. Natürlich gibt es im Verhältnis zur EU, in Steuer-, Migrations- und Verkehrsfragen (Fluglärm, Ausbau und Fertigstellung von Bahnlinien) dringenden Gesprächsbedarf zwischen beiden Ländern. Natürlich sind auch Deutsche, die in der Schweiz studieren, arbeiten und leben, von den Entwicklungen deutscher Politik betroffen. Was in Berlin beschlossen wird, hat beträchtliche Bedeutung für Bern, Genf, Lugano und Chur, für die ganze Schweiz.

Doch wir bleiben, wenn wir über die Ergebnisse des Superwahljahrs 2021 in Deutschland sinnieren, gelassen. Das ist unser Konsens am Mittagstisch. Wir hoffen für unsere deutschen Freundinnen und Freunde auf eine hohe Wahlbeteiligung und sind uns sicher, dass die demokratischen Institutionen weiterhin robust bleiben. Letztere werden, so lautet unsere Überzeugung, auch bestehen bleiben, wenn neue politische Kräfte ans Ruder kommen und andere Regierungsfarben für eine Weile überhand nehmen. Wir denken an den Heiligen Paulus und seine Worte an Timotheus: Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. (2 Tim 1,7)

P. Franz-Xaver Hiestand SJ

Naujienlaiškis

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